EU bietet Jugendlichen Sprungbrett in Job
Die Kompetenzen von Jugendlichen und die Anforderungen, die Betriebe an Arbeitskräfte stellen, passen oft nicht zusammen. Das Jugendbildungszentrum in Gmünd, das von der EU gefördert wird, will für junge Arbeitslose ein Bindeglied und Sprungbrett sein.
Im Jugendbildungszentrum Gmünd, das alle Bezirke des Waldviertels umfasst, könne er sich fünf Stunden am Tag konzentriert auf seine Aufnahmsprüfung im August vorbereiten, außerdem bekam er zuletzt ein Praktikum bei den Waldviertler Schuhen. Roubal sieht das JBZ als Gelegenheit, „damit man sich auf die Zukunft vorbereiten kann und nebenbei eine Arbeit oder ein Praktikum bekommt“.
Platz für 270 Jugendliche
Bis zu 270 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren werden jedes Jahr begleitet. Sie bekommen Hilfe, um eine Ausbildung zu machen oder einen Lehrplatz bzw. Beruf zu finden. Etwa alle drei Wochen startet ein neuer Kurs, zu Beginn gibt es für alle Teilnehmenden eine vierwöchige Startphase, danach ein zweiwöchiges Digitalisierungscamp.
Im Mittelpunkt steht dabei, die Fähigkeiten der Teilnehmenden herauszufinden, sagt Florian Schütz vom Projektbetreiber WIFI Gmünd: „Wir machen eine Eignungsanalyse und anhand dieser Analyse sowie gemeinsam mit den Teilnehmerinnen erstellen wir einen Plan, wie wir dann im Jugendbildungszentrum vorgehen.“ Der Bogen spannt sich von handwerklichen Tätigkeiten über gemeinsame Teamarbeiten bis zu Bewerbungstraining oder kleineren Qualifikationen.
Im Unterschied zur Schule gibt es kein konkretes Ausbildungsziel mit Prüfungen. Die Teilnehmenden sollen vor allem durch individuelle Betreuung und Freude an der Arbeit motiviert werden, etwas tun zu wollen, sagt Schütz: „Alles, was die Teilnehmer sich selbst aussuchen oder mitentscheiden können, tragen sie auch besser mit.“ Die Rückmeldung der Betriebe sei, dass die Jugendlichen dadurch „super auf die Arbeitswelt vorbereitet“ werden.
Individuelle Betreuung
Der „große Pluspunkt“ des Jugendbildungszentrums, im Gegensatz zu anderen Kursangeboten des AMS für junge Erwachsene, ist laut Schütz „eine sehr breite Palette an Möglichkeiten, die wir den Teilnehmerinnen anbieten können. Und dass wir gleichzeitig sehr individuell mit den Teilnehmerinnen arbeiten können.“ Zusätzlich gibt es sozialpädagogische Betreuung und eine Praktikumsbetreuung.
Um die Teilnehmenden am Ende erfolgreich vermitteln zu können, sei „gute Recherche am Arbeitsmarkt“ ganz wichtig, sagt Schütz. Die Qualifizierung erfolgt in Absprache mit den Betroffenen sowie dem AMS. Außerdem gibt es einen Außendienstmitarbeiter, „der auch mit den Betrieben in der Region, und das betrifft das ganze Waldviertel, in Kontakt ist“.
Zuletzt legten mehrere Jugendliche einen Motorikpark an. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2019 konnten fast zwei Drittel der Teilnehmenden erfolgreich vermittelt werden. Einer davon ist Gabriel Okumbor. Der 21-Jährige kam vor zwei Jahren aus Nigeria, in der kurzen Zeit lernte er Deutsch, holte seinen Pflichtschulabschluss nach und macht bei einem Betrieb in Schrems (Bezirk Gmünd) die Lehre zum Betriebs- und Anlagentechniker.
„Soziales Gesicht Europas“
Für Niederösterreich gibt es sieben Jugendbildungszentren. Für heuer kostet der Betrieb knapp 14 Millionen Euro. Sechs Millionen Euro davon kommen aus dem Europäischen Sozialfonds, der Rest vom Land bzw. AMS Niederösterreich. Die EU will über diesen Fonds, den es seit 1957 gibt und der das „soziale Gesicht Europas“ sein soll, generell Beschäftigung fördern, sagt der Leiter der EU-Vertretung in Wien, Wolfgang Bogensberger.
„Wir erleben derzeit eine sehr fordernde Wirtschaftssituation“, sagt der EU-Vertreter und verweist etwa auf die Digitalisierung, die völlig neue Fähigkeiten abverlange, „die viele noch nicht hatten, als sie mit ihrer Ausbildung begonnen haben. Wir wollen, dass die Mitarbeiter entsprechende Schulungen bekommen.“
Der Europäische Sozialfonds sei das wichtigste Instrument für die Förderung von Beschäftigung und sozialer Eingliederung. Während der CoV-Pandemie wurden dadurch in Niederösterreich etwa 500 Arbeitssuchende beim Weg zurück ins Arbeitsleben unterstützt. 400 Millionen Euro stehen für Projekte in Österreich zur Verfügung, um arbeitslosen Menschen zu helfen, Sprachkurse für Zuwandererinnen und Zuwanderer anzubieten oder um inklusive Jobs zu schaffen.
EU: Kontrolle braucht Zeit
All diese Projekte müssen in der Regel vorfinanziert werden. Die Entscheidung, ob es eine Förderung gibt, dauert oft lange, wird von Fördernehmern immer wieder kritisiert. Ob das besser geht? „Es geht immer besser, wir können immer schneller werden“, sagt Bogensberger, hält aber fest, dass Kontrollverfahren nötig seien: „Das sind öffentliche Gelder und die Steuerzahler verlangen von uns, dass wir sorgfältig beim Ausgeben dieser Gelder sind.“ Kurzum: Kontrolle braucht Zeit.
Zeit brauchen auch die Jugendlichen in Gmünd. Doch mit intensiver Begleitung hoffen wohl alle, schon bald den Absprung in die berufliche Zukunft zu schaffen. Bernhard Roubal konzentriert sich unterdessen auf seine Aufnahmeprüfung im Sommer: „Das Lehramt war schon immer mein Ziel“. Jetzt will er Englisch- und Geschichtelehrer werden.